Es heißt, daß dieser Weg deswegen Steinweg genannt wurde, weil eine Niederung zu queren war, die von einem Bachlauf immerzu durchnäßt wurde. Der Untergrund des Weges war also weich und mußte durch Steine befestigt werden, damit hier Fuhrwerke fahren konnten.
Die Ansiedlung Montabaur war auf einem Bergrücken gegründet worden, dessen Landschaftsform zum Großen und Kleinen Markt hin abfiel. An dieser Stelle zweigt der Steinweg ab, wo der Bergrücken sehr niedrig ist. Der Weg führt zunächst rampenartig vom Kleinen Markt hinunter. Danach bewegte man sich auf dem Steinweg quer durch die feuchte Niederung, um danach wieder festeren Grund zu erreichen. Hier knickte der Weg ab und führte zum Schöffentor der ummauerten Kleinstadt, von wo aus ein Weg bis Coblenz angelegt worden war. Über den genaueren Verlauf schweigen sich die Chronisten der Stadt aus, da ein Nachweis über die genaue Wegeführung in Richtung Coblenz strittig ist. Mündlich wurde mir vorgetragen, es bestünde die Möglichkeit, daß über den Fürstenweg verlaufend diese Straße am Spießweiher vorbei bis Coblenz ging. Aber der Weg kann genauso gut durch das spätere Kannenbäckerland geführt gewesen sein. Oder es gab beide Routen.
Die Häuser am Steinweg lassen noch die ganz frühe Bebauung erahnen. Kleine, oft schiefe Bauten, stehen dicht zusammen. Manch einer hat das historische Gefüge dieser Gebäude nicht ertragen können und durch Abriß und Neubau einen Eingriff in die Randbebauung der Straße versucht. Solche Schritte sind zwar nachvollziehbar, aber den Planern, die von den Bauherren unter Druck gesetzt werden, hier Neubauten zu versuchen, gelingen dann niemals solche Planungen, die dem Ort entsprechen. Auch mit Erweiterungen der Gebäude konnte nur Schaden angerichtet werden. Da der Wunsch der Hauseigentümer nach moderneren Wohnverhältnissen an diesem Steinweg verständlich ist, herrschte hier immerzu ein Ringen mit der Denkmalbehörde, damit bei Baumaßnahmen der Charakter der Altstadtstraße nicht zu sehr beeinträchtigt wird.
Übersieht man das, was sich inzwischen in dieser Straße abspielte, darf man ruhig laut Kritik üben. Modernisierungen haben hier Verhältnisse geschaffen, die fehl am Platze waren.
Es ist dringend notwendig, den Werdegang des Steinweges nachvoll- ziehbar zu machen, denn zu viele Bauten verschwan- den.
Es sollte versucht werden, für jedes Haus, das hier stand, eine Dokumentation zu erstellen, damit das, was sich am Steinweg in späterer Zeit entfaltete, in seinem Werdegang verständlich wird. Das Material dazu, um eine solche Aufarbeitung leisten zu können, wird, bisher unzugänglich gehalten, in den Denkmalschutzbehörden lagern. Alles dazu, was sich noch zu den Bauwerken auffinden läßt, muß zusammengesucht werden, um ein möglichst vollständiges Bild von der Baugeschichte dieser Straße zu erhalten.
Neben den Bauten, die hier standen und noch stehen, vielleicht neu erbaut wurden, interessiert die Geschichte des Straßen- und des Wasserbaus in dieser Straße. Sie wurde vom Färberbach gequert, der dann hinter einer der Häuserzeilen des Steinweges weiterlief. Es wäre gut, wenn man Hinweise auf frühere Straßenzustände des Steinweges zusammentragen würde, um daraus ein möglichst klares Bild von den Ergebnissen der jeweiligen Baumaßnahme abzuleiten.
Da der Steinweg eine so alte Ausfallstraße ist, zu der es zunächst nur den steilen Weg ins Sauertal als Weg in die Gegenrichtung gab, muß hier sehr viel zur physischen Geschichte dieses Straßenzuges geforscht werden. Die bisherigen Darstellungen in den Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte von Montabaur sind höchst unzufriedenstellend. Es müssen brauchbarere Einblicke in die Baugeschichte dieser Straße gestaltet werden.
Es gibt relativ viele historische Fotografien, auf denen sich der Steinweg als Straßenzug auffinden läßt. Eine dieser Aufnahmen zeigt als Luftfoto einen historischen Zustand der Stadt, als der Graben vor der ehemaligen Stadtmauer noch in weiten Teilen erhalten gewesen ist. Man sieht diesen Graben in großer Länge vor sich, wenn man vom sogenannten Wolfsturm den Graben nach links bis zur Wallstraße verfolgt. Deutlich zu sehen ist hier, daß der Steinweg nicht geradeaus durch die Stadtmauer geführt worden war, sondern in Richtung Schöffentor abknickte, das an der Ecke dieser Straße mit der späteren Wallstraße stand und recht stattlich aufgemauert war. In dieser Zeit, als der Stadtgraben noch sehr weitläufig vorhanden war, unterließ es die Stadtverwaltung diesen noch sichtbaren und historischen Stadtgraben zu sichern. Sie tat es auch später nicht, sodaß wir als Bürger dieser Stadt Montabaur die Frage stellen dürfen, warum eine solche Nachlässigkeit bei politischen Entscheidungsträgern geduldet wurde. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg waren immer noch große Teile des Stadtgrabens erhalten, und wurden erst dann aufgrund von Fehlentscheidungen zugeschüttet.
Die Beschäftigung mit dem Steinweg läßt überdeutlich werden, welche stadtentwicklungspolitischen Entscheidungsfelder falsch strukturiert wurden. An guten Stadterhalt wurde zu wenig gedacht. Leichtsinnig wurde baukulturelles Erbe preisgegeben. Inzwischen ist es schwierig geworden, die Baugeschichte der Stadt Montabaur zu verstehen. All das zeugt von wenig Bürgersinn und deutet auf ein politisches Fehlverhalten, aus dem Verachtung an der historischen Aufbauleistung der früheren Bewohner dieser Stadt herausspricht.
Kleinstädte zu entwickeln, ist sehr schwierig, weil sich diejenigen, welche das Vorankommen der Stadt betreiben, meist zu wenig mit der Baugeschichte der jeweiligen Stadt beschäftigen. Im Falle von Montabaur ist es so, daß den Bürgern keine geschriebene Baugeschichte zur Verfügung steht und stand, und der Denkmalschutz in Rheinland-Pfalz bislang den Raum Westerwald in Publikationen überging, die den Bürgern die Gebäude der Stadt und das historische physische Wachstum der Stadt erläutern. Hier hätte sowohl die Stadtverwaltung von Montabaur wie der Kreistag des Westerwaldes, aber auch der Landtag von Rheinland-Pfalz tätig werden müssen.
1 Kommentar:
Really great photos! Great blogging!
Kommentar veröffentlichen