Samstag, 22. November 2008

Der Kleine Markt und seine sich wandelnden Bauten




Der Kleine Markt ist ein Straßenabschnitt in der historischen Altstadt, der sich an den Großen Markt anschließt. Es ist nicht genau definierbar, was mit Kleiner Markt gemeint ist, auch fehlen vorläufig genaue Hinweise dazu, wie das Gebiet des Kleinen Marktes in unterschiedlichen Epochen abgegrenzt wurde.

Um zu wissen, wie es zur Konzeption des Kleinen Marktes gekommen ist, müßten Dokumente vorhanden sein, aus welchen hervorgeht, man habe bewußt neben dem Großen Markt etwa einen Kleinen Markt angelegt. Es ist mir nicht bekannt, ob in Archivalien solch ein Planungsvorgang festgehalten blieb, der zur Herausbildung dieses Marktes geführt hat.
Man könnte den innerstädtischen Raum, der sich nach dem Großen Markt öffnet und dann in etwa gleicher Raumbreite bis zu einem Fachwerkhaus reicht, das in den Straßenraum hineinragt, als Kleinen Markt ansehen. Genauso könnte auch das, was sich daran anschließt, zum Kleinen Markt zugehörig sein. Vermutlich wurde durch eine moderne Nummerierung der Häuser in Verbindung mit der Bezeichnung Kleiner Markt erst jüngst ein solcher Platzraum umrissen. Zuvor könnte durch die Nummerierung ein etwas anderer Bereich als Kleiner Markt definiert gewesen sein. Es gab aber auch eine Zeit, in der es noch keine Nummerierung der Häuser gab.

Zum Kleinen Markt kommen drei Straßen: die Bahnhofstraße, der Steinweg und die Straße Vorderer Rebstock. Es wird darüber spekuliert, daß der erste Marktplatz der Ansiedlung, die später Montabaur genannt wurde, am Vorderen Rebstock lag. Dort teilt sich
die Straße und verläuft um ein Areal herum, das dicht bebaut ist und wie eine Insel in den Altstadtgassen wirkt. Hier könnte sich früher ein Marktplatz befunden haben, bevor er verlegt wurde, als die Ansiedlung in Richtung Großer Markt und Kirchstraße ausgedehnt wurde. Wäre das der Fall gewesen, wäre die Bebauung auf dieser Insel zwischen den Gassen am Rebstock etwas jünger als der Grosse und der Kleine Markt.



Am Kleinen Markt befinden sich nur wenige Häuser. Ein Teil davon zeigt Fachwerk, bei anderen Bauten blieb das Fachwerk unter der kunstvollen Verschieferung verborgen. Modernere Bauten wurden in die historische Bebauung eingefügt.







Den Bauten am Kleinen Markt wurde in der Regel die historische Erdgeschoß- fassade weggenommen, um den jeweils modernen Schaufenstern Raum zu geben. Für den historisch gewachsenen Stadtraum war das keine gute Entwicklung, da in vielen Fällen historische Fassaden über den weit aufgerissenen Schaufensterfronten aufragen, die, was die Logik der Baukunst betrifft, nicht mehr harmonieren. Den Geschäftsleuten mußte entgegengekommen werden, dem Erhalt des historischen Stadtraumes hat es nicht gedient.

Das Paradox, das sich hier ergab, besteht darin, daß einerseits eine gut erhaltene Altstadt viele Besucher anzieht, andererseits wird gemeint, es seien moderne Schaufensterfronten notwendig, um Käufer in die Läden zu ziehen. Ich könnte mir vorstellen, daß eine liebevoll gepflegte historische Innenstadt, die nicht mit modernen Schaufenstern prunkt, noch attraktiver ist. Um Besucher in die Geschäfte zu locken, könnten vielleicht interessantere Wege beschritten werden.

Unter den Häusern am Kleinen Markt befinden sich vermutlich, wie anderswo unter den Altbauten der Innenstadt, Gewölbekeller. Eine sinnvolle Erschließung dieser attraktiven unterirdischen Welt wurde bisher nie versucht. Es fehlt auch hier am Kleinen Markt eine Bestandsaufnahme der Gewölbekeller unter den Bauwerken, um sinnvoll über eine Erneuerung der gesamten Altstadt reflektieren zu können.









Was die Schaufenster betrifft, die am Kleinen Markt aufzufinden waren und inzwischen anzutreffen sind, müßte eine Zusammenstellung dessen geleistet werden, was sich noch zum Werdegang der Präsentation der Waren durch gestaltete Schaufenster nachweisen läßt. Da sie prägend für das Erscheinungsbild von Geschäftsstraßen einer solchen Kleinstadt waren und noch sind, lohnt sich eine Bearbeitung dieses Themas.







Da früher der Kleine Markt, genauso wie die Kirchstraße und der Große Markt, eine Durchgangsstraße war, kam es durch den anwachsenden Kraftfahrzeugverkehr nach dem Zweiten Weltkrieg zu großen Eingriffen in die Bausubstanz bei manchen Gebäuden. Unansehnlich wurde das Erdgeschoß von einem kostbaren Fachwerkhaus, das in den Kleinen Markt hineinragt, umgestaltet, da ein Fußweg durch den Vorderteil des Gebäudes zu legen war, um Fußgänger vor dem Durchgangsverkehr zu schützen. Dadurch, daß auch aus dem Kleinen Markt ein Teil der Fußgängerzone gemacht wurde, ergab sich schließlich wieder eine neue Situation für daselbe Bauwerk, das nun umgestaltet werden konnte. Für die betroffenen Hauseigentümer sind solche Vorgänge schmerzhaft, da immerzu Baumaßnahmen erzwungen werden, oder durch Umbau das alte Haus der neuen Situation angepaßt werden muß.









Es ist wenig dazu bekannt, wieso einige Zeit lang die Verschieferung der Fachwerkfassaden an Wert gewann, zu anderer Zeit der Verputz eine wichtige Rolle spielte. Wenn dann das Fachwerk plötzlich wieder freigelegt werden mußte, weil eine Gestaltungssatzung darauf drängt, die von der Politik ausformuliert und beschlossen wurde, wird dies auch nicht der letzte Vorgang sein können, der die Hausfassaden der historischen Innenstadt verändert. Inzwischen gelten Vorschriften, die Wärmedämmmaßnahmen erreichen wollen, was nun die freigelegten Fachwerkfassaden wieder infrage stellt. Solche Vorgänge werden wohl immer wieder zu neuen Ansichten führen, wie Altstädte auszusehen haben.



































Donnerstag, 20. November 2008

Der Große Markt und seine baugeschichtlichen Spuren

Obwohl um den historischen Mittelpunkt der kleinen Stadt Montabaur, den Großen Markt, nur wenige Gebäude stehen, wurde er niemals baugeschichtlich abgehandelt. Der Bevölkerung steht kein einziges brauchbares baugeschichtliches Werk zur Verfügung, das ihr erklärt, wie dieser zentrale Platz innerhalb der historischen Altstadt gewachsen ist.





















Zum Rathaus gibt es Aufsätze. Sie lassen es zumindest zu, den jeweiligen Bau der nacheinander an derselben Stelle aufgebauten Rathäuser zu verstehen. Auf einem Gemälde aus der Biedermeierzeit läßt sich der Vorläuferbau des jetzigen Rathauses ausmachen. Das Gebäude ist im Weichbild der Stadt zu sehen, da es die anderen Bauten am Markt deutlich überragt. Außerdem zeigt ein Aquarell diesen Vorläuferbau des roten Rathauses. Durch dieses Aquarell können wir in etwa nachvollziehen, wie es zu dieser Zeit auf der einen Seite des Großen Marktes aussah. Das alte Gebäude wurde abgerissen, als im Westerwald die preußische Zeit begann und das Herzogtum Nassau ein Ende fand. Das rote Backsteingebäude, das mit viel Pomp eingeweiht worden war, entstand als neugotischer Bau und hat unter sich historische Gewölbekeller, die wesentlich älter sind. Da die Nachbarhäuser durchaus Gewölbekeller haben, die bis unter den Platz des Großen Marktes reichen, gibt es Wissenschaftler, die meinen, die ältere Bebauung an diesem Platz stand weiter vorne, also über den Gewölben. Später habe man den Marktplatz erweitern müssen, sodaß diese Gewölbe unter dem Boden des Marktplatzes zu liegen kamen. Man müßte Archivalien finden, die dazu Aussagen geben, wann diese Abänderung gemacht worden sein soll.










Der Große Markt liegt an einer Stelle in der historischen Innenstadt, zu der von beiden Seiten Straßen herabkommen. Auf der einen Seite führt eine Straße, vom Rebstock kommend, auf den Großen Markt zu, von der anderen Seite trifft die Kirchstraße, von der katholischen Kirche kommend, auf diesen Marktplatz.

Tief aus dem Tal herauf steigt die Sauertalstraße hinauf zum Großen Markt. Diese Rampe, unterhalb des Felsabsturzes im Sauertal beginnend, steigt schmal und steil bis zum Großen Markt an, den sie kurz vor ihrem Ende durch eine scharfe Linkskurve erreicht. Diese Zuwegung war früher mit einem Stadttor gesichert. Unten warteten Spanndienste darauf, beladene Fuhrwerke den steilen Weg in die Stadt zu ziehen. Diese Straße war sehr lange Zeit eine der beiden wichtigen Ausfallstraßen der frühen Stadt Montabaur. Eine andere ging durch den Steinweg aus der Stadt hinaus. Dazu mußte man vom Großen Markt über den direkt daran anschließenden Kleinen Markt fahren, sich dann in den Steinweg begeben, von wo die Gasse zum Schöffentor führte. Von hier aus konnte auf dem historischen Weg nach Koblenz gereist werden. Die Alternative war hinter dem Kleinen Markt ein ansteigender Weg über den Vorderen und Hinteren Rebstock hinab bis nach Allmannshausen, der Vorstadt von Montabaur, von wo Wege nach Staudt und anderswohin weitergeführt worden waren.












Die Gebäude, die sich am Großen Markt erhalten haben, lassen sich in unterschiedlicher Bauhöhe auffinden. Durch Modernisierungsmaßnahmen, die in den verschiedensten Jahrzehnten zuvor abliefen, wandelte sich ihr Erscheinungsbild erheblich. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Meinung auf, Fachwerk müsse gezeigt werden, Verputz habe zu verschwinden. Deshalb kam es zur Freilegung von Fachwerkhäusern.

Einige dieser zum Teil sehr alten Gebäude wurden durch Neubauten ersetzt, oder es wurden ihnen moderne Fassade im Baustil der Epoche des Historismus vorgesetzt.